Baurecht für neue Höchstspannungsleitung steht

Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) in Hannover hat den Planfeststellungsbeschluss für den letzten Abschnitt der Höchstspannungsleitung von Stade nach Landesbergen im Landkreis Nienburg/Weser erlassen. Damit besteht Baurecht für die 155 Kilometer lange Verbindung. Sie führt durch die Landkreise Stade, Rotenburg (Wümme), Verden, Nienburg (Weser) und Diepholz. Vorhabenträgerin ist der Netzbetreiber Tennet TSO GmbH.

Die neue Leitung ist auf eine Spannung von 380 Kilovolt ausgelegt. Sie soll das Versorgungsnetz für den Strom aus Offshore-Windenergieanlagen vor der ostfriesischen Küste sowie den Festlandanlagen in Schleswig-Holstein in Richtung Süden ertüchtigen. Die Trasse verläuft im Wesentlichen entlang der bereits bestehenden 220-Kilovoltverbindung und wird diese ersetzen. Im Bereich der Allerniederung bei Verden und bei Mehringen im Landkreis Nienburg (Weser) wird sie als 4,5 und 2 Kilometer langes Erdkabel ausgeführt.

Zudem entsteht in Mehringen (Grafschaft Hoya) ein fünftes Umspannwerk auf dieser Strecke, um Energie in die Regionen zu verteilen oder aus den Regionen abzutransportieren.

2.700 Seiten regeln sieben Planungsabschnitte

Die Strecke ist in sieben Planungsabschnitte unterteilt. Der erste Antrag auf Planfeststellung ging im Juli 2016 ein, der letzte im Juli 2022. Die Planfeststellungsbehörde bei der NLStBV benötigte im Durchschnitt anderthalb Jahre für jedes der sieben Verfahren. Die Bearbeitungsdauer lag zwischen 12 und 33 Monaten. Mehr als 2.700 Seiten umfassen die sieben Planfeststellungsbeschlüsse. Der umfangreichste Beschluss ist mit rund 640 Seiten der 4. Planungsabschnitt. Er war als letzter Abschnitt im Juli 2022 beantragt worden, seine Planfeststellung Ende Dezember 2023 schließt die Verfahren der Gesamtstrecke ab.

Zu jedem Planungsabschnitt gehörte eine umfangreiche Beteiligung der Öffentlichkeit. Zum einen durch informelle Veranstaltungen des Vorhabenträgers, zum anderen durch die formelle Beteiligung im Zuge der Planfeststellungsverfahren bei der NLStBV.

Mehr als 180 Einwendungen von Bürgerinnen, Bürgern, Vereinen oder Firmen prüfte und würdigte die Landesbehörde insgesamt. Die Einwendungen betrafen überwiegend die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen sowie die Nutzung privaten Grundeigentums. Ein weiterer Schwerpunkt lag darauf, einen Erdkabelabschnitt im Gebiet der Gemeinde Hassendorf zu fordern.

Zu diesen privaten Einwendungen kamen insgesamt 258 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange noch hinzu, darunter auch solche von Naturschutzvereinigungen. Die abschließende Würdigung aller Äußerungen und Abwägung aller Interessen mündete jeweils in einem Planfeststellungsbeschluss.

1.800 Leitungskilometer kurz vor dem Antrag

Seit 2022 hat die NLStBV Baurecht für mehr als 300 Kilometer Höchstspannungsleitungen geschaffen. Insgesamt im Bau sind landesweit derzeit mehr als 400 Kilometer. Rund 700 Leitungskilometer in Niedersachsen befinden sich im Genehmigungsprozess. Ihre jeweiligen Planungsabschnitte werden in den nächsten Jahren zur Baureife gebracht.

80 Kilometer Höchstspannungsleitung hat die Landesbehörde 2023 genehmigt, zusätzlich hat sie 16 weitere Energieleitungsverfahren abgewickelt.

Und weitere Verfahren stehen bevor: Für die kommenden drei Jahre sind 60 angemeldet. Das sind nach derzeitigem Planungsstand mindestens 1.800 Kilometer an Energieleitungen – mehr als 700 davon an Land und mehr als 1.000 auf See. 36 dieser neuen Verfahren – oder mindestens 1.100 Leitungskilometer – sollen bis Ende 2026 abgearbeitet sein. Zwischen einem und drei Jahren liegen zwischen Antrag und Genehmigung – je nach Umfang und Art des Projektes.